Warum will München die Olympiade?

Überall hängen Plakate für München2018 herum. Und ich bin natürlich dagegen.

Warum?

Nehmen wir mal ein paar Analysen, z.B. die Olympischen Spiele in Atlanta. Effekte:

We use the 1996 Olympic Games in Atlanta, which are also outstanding as one of the very few
large sporting events where ex post academic analysis found significant positive effects. […]

Regarding the Olympic effect, hardly any evidence for a persistent shift in the aftermath of or
the preparation for the Olympic Games is supported. We find a significant positive employment effect
in the monthly employment statistics exclusively during the staging of the Olympic Games (July 1996).
These short-term effects are concentrated in the sectors of “retail trade”, “accommodation and food
services”, and “arts, entertainment, and recreation”, while other sectors showed no such effects.

Also keinen.

Oder Vancouver:

As we see from Table 5 above, even the most generous measure of net benefit of
the Olympics – Event Benefits minus Event Costs – is negative (-$101m), although by a
lesser amount than was anticipated at the beginning of the project. This figure is
“helped” by fully evaluating the extra surplus from the spectacle and the Halo.
However, there are a number of factors which push the actual net benefit of this
much-celebrated project even further into the red. The first, of course, are the
infrastructure costs discussed in section 1. While this paper did not rigorously assess
these, a casual perusal of the Infrastructure Costs and the non-Olympic Infrastructure
Benefits which might be expected reveals that the net contribution of Infrastructure to the
Olympic “bottom line” will be negative by hundreds of millions of dollars. While these
costs are obvious, the standard counter-argument is that they will be offset by the
“economic impact” of the Games. However, section 4 of this paper revealed that
“economic impact”, when correctly accounted for, is not nearly as large as is generally
assumed. When combined with the substantial upside risks inherent in costs of public
works projects48, the expected overall net benefit of hosting an Olympic Games is
substantially negative.

Das ist eine enorme Verschwendung von Ressourcen. Warum wird man eigentlich immer beschimpft, wenn man das sagt?

März 10, 2011 at 6:50 pm Hinterlasse einen Kommentar

Warum Deutschland aktuell so gut dasteht

Die Welt liefert einen Punkt. Dazu kommt ein schwacher Euro, eine aktuell günstige Exportorientierung und niedrige Verschuldung.

Man kann aber zu dem Thema natürlich auch Quatsch schreiben, siehe hier.

September 8, 2010 at 3:24 pm Hinterlasse einen Kommentar

Die Empirie in der Orthodoxie …

Mark Schieritz fragt sich, warum „die Emirie“ so schwer mit „der Orthodoxie“ der Wirtschaftswissenschaften zu vereinbaren sei:

Wer sich schon immer gefragt hat, warum die Bundesbank vor Inflation warnt, obwohl die Preise seit Jahren kaum mehr steigen, warum das Institut der deutschen Wirtschaft zur Konsolidierung die Staatsausgaben kürzen will, obwohl der Staat kaum noch Steuern einnimmt, warum sich die Politik dagegen wehrt, höhere Löhne als eine Voraussetzung zur Ankurbelung der Binnennachfrage anzuerkennen, obwohl ganz offensichtlich ist, dass das Lohnwachstum hinter der Produktivität zurückbleibt, warum Vermögenssteuern schlecht sein sollen, obwohl die Ungleichheit dramatisch zunimmt – kurz: Wer sich fragt, warum die Orthodoxie so schwer mit der Empirie in Einklang zu bringen ist […]

Mal die Fragen beiseite, ob die aktuelle Orthodoxie der Wirtschaftswissenschaften nicht viel eher Keynesianismus ist, möchte ich eigentlich viel eher die Empirie angucken. Ich zitiere im wesentlichen einfach die Standardmaße.

Die Preissteigerungen:

Steueraufkommen (Diskussion):

SteuereinnahmenArbeitseinkommensquote (Diskussion):

Ungleichheit:

Also, mir scheint, daß Mark einigermaßen übertreibt. „Kaum mehr Steuern einnimmt, kaum mehr Preissteigerungen, Ungleichheit dramatisch zunimmt:“ das scheint mir ein sehr gefärbtes Bild der Realität zu sein. Er schreibt sogar explizit von „seit Jahren.“ Da mag die Anmerkung, daß aktuell Inflationsängste nicht das Hauptproblem sind, schon richtig sein. Wie es um langfristige Ausrichtung der Zentralbank geht, das ist eine andere Diskussion.

Abgesehen davon ist seine Kritik auch verwirrt: warum ist es unlogisch, über zukünftige Inflation zu warnen, wenn in der Vergangenheit wenig aufgetreten ist? Warum ist es unlogisch, Ausgabenkürzungen vorzuschlagen, wenn die Einnahmen wegbrechen? Warum ist es unlogisch, Lohnsenkungen zu fordern, um Preise wettbewerbsfähiger zu machen? Wieso sollten Vermögenssteuern strukturelle Einkommensungleichverteilungen aufhalten, wenn wachsende Ungleichheitsverteilungen ein Problem ist?

Selbst wenn man die ganzen Situationen für problematisch hält, was, wie oben gezeigt, durch die Fakten kaum belegt wird, sind auch die Lösungen zweifelhaft. So sind zB. die Umverteilungseffekte von Steuern viel kleiner, als sich das ZEIT-Blogger so vorstellen.

Mai 22, 2010 at 11:13 am Hinterlasse einen Kommentar

Was wird aus dem Euro?

Marc Beise erläutert auf Video bei der Sueddeutschen, was alles passieren muß, damit die Änderungen, die die EU in den letzten Wochen erfahren hat, langfristig den Wert des Euros nicht komplett untergraben. Beise sagt im wesentlichen:

  1. Wir brauchen solide Regeln innerhalb der EWG (und der EU) dafür, wann Staaten wie gerettet werden dürfen, was die Bedingungen dafür sind und so weiter.
  2. Wir müssen aufpassen, daß die EZB weiterhin solide wirtschaftet und die politische Einflußnahme überschaubar bleibt.
  3. Die europäischen Staaten müssen sparen, also ihre Haushalte und damit auch insbesondere ihre Sozialsysteme auf einen halbwegs nachhaltigen Kurs bringen.

Ich stimme Beise zu. Wenn das so läuft, dann könnte der Euro als stabile Währung weiterleben. Aber ist das auch realistisch?

So gibt es beispielsweise allerhand Kriterien der EU, die besagen, wie Länder zu wirtschaften haben. Ausgeglichene Haushalte sollen der Normalfall sein, in Ausnahmefällen gilt das 3-Prozent-Maastricht-Kriterium. Das war nie der Fall, ausgeglichene Haushalte waren nie die Regel in der EWG. Auch wurde im Vorfeld der EWG viel darüber geredet, daß die Staaten ihre Wirtschaften flexibilisieren müssen, weil Schocks nun nicht mehr durch schwankende Wechselkurse absorbiert werden können. Stattdessen muß die Realwirtschaft flexibel genug sein um ausgleichen zu können. Das ist — wie man beispielsweise in Griechenland, aber auch in vielen anderen Ländern sieht — nie passiert. Die Regeln, die dazu bisher aus Brüssel kamen, waren nicht mehr als Augenwischerei.

Weiterhin scheint es auch nicht besonders schwierig zu sein, diese Regeln zu umschiffen, beisielsweise durch kreative Buchführungen, zB. indem man Staatskonzerne pseudoprivatisiert (wie in den USA passiert mit Fennie Mae usw.) oder durch wirkliche Fälschungen wie im Falle von Griechenland.

Ich kenne wenige Beispiele, in denen Auflagen und Regelsätze großen Einfluß auf politische Entscheidungen gehabt hätten. Wenn die Situation und der politische Wille da ist, dann werden die Regeln über Bord geworfen. Bestenfalls wird dieses Vorgehen irgendwann von den Gerichtshöfen nochmal überprüft.

Ähnlich ist es beim zweiten Punkt. Im Prinzip ist es denkbar, daß die EZB auch weiterhin auf Stabilität achten wird. Insbesondere scheint es auch eher so zu sein, daß Länder mit der „Vorliebe“ für stabile Währungen eher bereit sind, ihren Zentralbanken mehr Unabhängigkeit zu geben (und nicht andersherum, daß unabhängige Zentralbanken automatisch zu mehr Stabilität führen). Aber insbesondere wenn Punkt 3 greift, wird der Druck auf die EZB steigen, mehr Geld in die Märkte zu pumpen.

Skepsis kommt auch bei Beises letzten Punkt nicht unerwartet. Ob es überhaupt möglich sein wird, Staaten auf einen nachhaltigen Haushaltskurs zu bringen, ist unklar. In Griechenland sehen wir gerade, wie die Besitzstandswahrer auf allen Ebenen versuchen, Einsparungen bei sich zu vermeiden. In den meisten EU-Staaten dürfte dabei vor allem das Rentensystem ein Problem werden: in einer alternden Gesellschaft wird es politisch zunehmend schwieriger, das Rentensystem umzubauen und zu kürzen. Einsparungen in der Bürokratie dürfte auch die Arbeitslosigkeit kurzfristig anstiegen lassen und es ist eine Frage, ob die (immer noch sehr  unflexiblen, überregulierten) Märkte der EU-Länder diese Leute schnell wieder in Lohn und Brot bringen kann.

Das sind die großen, strukturellen Probleme. Seit Jahrzehnten arbeiten die meisten Staaten schon daran, diese Systeme zu reduzieren und ihre Haushälter in Ordnung zu bekommen. Passiert ist wenig. Selbst wenn Rentenreformen verabschiedet werden, werden sie wenige Jahre später schon wieder verwässert (wie in Deutschland). Über große Gesundheits- und Steuerreformen wird auch schon seit langem geredet.

Ob etwas passieren wird, jetzt wo wir „in den Abgrund“ gesehen haben? Es fällt mir schwer, das zu glauben. Aber wie auch Herr Beise durfte ich, allerdings unfreiwillig als Steuerzahler eine Wette auf den Euro abschließen. Nämlich darüber, daß er langfristig eine akzeptable Währung bleibt. Keines der Sturkturprobleme wurde bisher gelöst. Aber wir haben jetzt die Einsätze massiv erhöht.

Mai 13, 2010 at 12:17 pm Hinterlasse einen Kommentar

Fallende Geldmengen bei den NDS

Wolfgang Lieb macht sich etwas lustig über die Inflationsängste einiger Volkswirte, weil die Geldmenge ja fällt.

Und tatsächlich weiß die EZB zu berichten:

Das Wachstum der Geldmenge M3 ist gering, nach manchen Messungen sogar negativ.

Wenig erstaunlich an Liebs Artikel sind die Misscharakterisierungen des Monetarismus, insbesondere der Verweis, das M3 ja die relevante Geldmenge wäre. Das ist aber eher eine unübliche Messung. Milton Friedman hat persönlich hauptsächlich auf M2, manchmal auch auf M1 geschaut.

Der Punkt ist, daß M3 unter aktuellen Bedingungen recht wenig über Inflation aussagen kann. Lieb selbst bemerkt ja, daß Banken gerade wenig Geld verleihen und darum M3 nicht mit den darunterliegenden Aggregaten mitwächst. Zum Vergleich mit M3 wächst ja zB. M1 mit etwa 11%.

Die Ängste vor Inflation werden normalerweile damit gerechtfertigt, indem man ganz klassisch keynesianisch denkt. Löhne sind über die Zeit unflexibel und Geldpolitik hat „long and variable lags.“ Irgendwann schlägt das Geld dann aber auf, siehe zB. den Oberkeynesianer Brad DeLong.

Andere — m.E. berechtigtere Ängste — werden damit begründet, daß an irgendeinem Punkt Leute keine in Euro- (oder Dollar-)Schulden mehr halten wollen und dann kriegt man per Fingerschnippen Geldentwertung und der Prozess läuft ab wie ein Börsencrash.

Prinzipiell verstehe ich ja das Ziel dieses Beitrags der Nachdenkseiten. Lieb möchte uns sagen, daß die Schuldenbremse falsch war und die aktuelle Regierung böse ist. Okay, schön. Aber wieso begründet er das mit einer Inflationstheorie, die wohl nicht mal ein Keynesianer halten will? Hier sieht man etwas NDS-Gründer Müller so gerne kritisiert: Meinungsmache mit falschen Argumenten.

April 1, 2010 at 9:15 am Hinterlasse einen Kommentar

Frauenquoten

Die Taz suggeriert in diesem Artikel einiges über die Frauenquote. Die Effekte sind stets positiv. Die wirtschaftliche Entwicklung ist überdurchschnittlich. Wir sollten das gesetzlich machen. Dazu ein Bildchen aus einer McKinsey-Studie.

Naja, aber so einfach ist die Sache nicht, wie man zB. an diesem Artikel im Economist erkennen kann:

Numerous studies show that high proportions of women directors coincide with superior corporate performance. But there is little academically accepted evidence of a causal relationship. It may be that thriving firms allow themselves the luxury of attending to social issues such as board diversity, whereas poorly performing ones batten down the hatches.

Women do seem to be particularly effective board members at companies where things are going wrong. A 2008 paper on the impact of female directors by Renée Adams and Daniel Ferreira of the University of Queensland and the London School of Economics found that bosses of American firms whose shares perform poorly are more likely to be fired if the firm has a relatively high number of women directors. On average, however, the paper concluded that firms perform worse as the proportion of women on the board increases. There is certainly no shortage of companies capable of producing stellar results with few or no women on the board.

Aber natürlich wäre es unfair, die lausige Qualität der Taz auf ihre Frauenquote zu schieben.

März 15, 2010 at 5:24 pm Hinterlasse einen Kommentar

Finanztransaktionssteuer

Oh, eine Finanztransaktionssteuer. Das klingt ja nicht schlecht, was Heike Makatsch da so erzählt.

Aber erstens darf bezweifelt werden, daß das Geld wirklich dazu genutzt wird um den Armen zu helfen.

Zweitens, hey, gucken wir doch mal auf die Erfahrungen mit sowas:

FTTs have a negative impact on economic efficiency through two channels: on the production
side, it encourages vertical integration[…], and in consumption, it increases the relative price of multi-stage goods […]. The welfare cost (deadweight loss) of the tax was estimated, for Brasil, to be quite significant, at the equivalent of 13 percent of the tax’s gross revenue, or 0.2 percent of GDP […].

Also, wer große Konzerne mag, der mag eine Finanztransaktionssteuer.

Und wem schadet so eine Steuer?

They present, however, an interesting element of horizontal inequity: in less secure parts of the country, the
holding of cash (to avoid the tax) is riskier, forcing people to rely more on bank transactions, thus suffering a tax burden higher than average. […]

Another study […], using household consumption data and the incidence of the FTT through the price system, found that it falls proportionately more on lower-income families, supporting the claim of regressivity. […]

The claim of regressivity is strengthened by the existence of channels for tax avoidance that are not evenly distributed: as detailed by Allain (2003), the FTT promotes the migration of savings abroad (for instance, ADR negotiated in New York) and the development of FTT-proof investment mechanisms such as exclusive funds—investment funds whose shares are all held by a single investor. Such schemes are normally available only to large investors.

Doch, klingt nach einer total großartigen Idee, um armen Leuten zu helfen.

März 14, 2010 at 4:54 pm Hinterlasse einen Kommentar

Was Sahra Wagenknecht nicht versteht

Ich habe zufällig im Internet einen 45-minütigen Vortrag von Sahra Wagenknecht über die Finanzkrise gefunden. Obwohl sie ein paar vernünftige Sachen sagt, sagt sie mehr Quatsch.

Frau Wagenknechts ganze Erklärung geht in etwa so: eine kleine Klasse an Leuten beutet alle aus und investiert das Geld dann haufenweise in Börsenblasen, die irgendwann platzen und die Folgen trägt der kleine Mann. Das ist der Kapitalismus und so ist die Finanzkrise entstanden. Das untermauert sie dann mehr oder weniger ausführlich und faktenreich.

Das erste mal ärgert man sich bei Minute 2 über die wahnsinnig hohen (25%!!) Eigenkapitalrenditen. Das spricht nicht gerade für Informiertheit: Angenommen, ich hab 10€, ein Bekannter leiht mir 100€ für 2% Zinsen, ich lege die 110€ für ein Jahr an, bekomme 7% Zinsen, dann zahle ich meinem Bekannten 102€ zurück und mir selbst bleiben 15,7€. Meine Eigenkapitalrendite: sage und schreibe 57%! Daran ist nichts pervers, das kommt schlicht daher, dass Zinsen auf Eigenkapital und Fremdkapital in der richtigen Welt nicht gleich sind.

Etwa ab Minute 10 beginnt Frau Wagenknecht dann den Ausbeutungs-Teil ihrer Theorie zu erklären und dazu zieht sie die Entwicklung der Reallohnentwicklung in Deutschland und den USA heran — angeblich ist (Minute 14) die Kaufkraft in den USA sogar heute nicht höher als in den 1970ern.

In Deutschland macht Hans-Werner Sinn ein paar ganz gute Punkte. Das Bild demonstriert zB. die Reallohnentwicklung eines Facharbeiters ohne Kind. Wer frisst denn da die ganzen Zuwächse auf?

reallohnDes weiteren enthalten diese Größen keine Informationen über verbesserte zusätzliche Leistungen am Arbeitsplatz oder Einkommen aus anderen Quellen, wie Mieten.

In den USA sieht das ganz ähnlich aus:

1980 musste der Durchschnittsverdiener für ein Ferngespräch elf Minuten arbeiten — Ende der 1990 noch 2. Für 100 Flugmeilen 62 Minuten, statt 87. Rechenleistung von Computern hat sich um 99,8% verbilligt.

Dann geht Frau Wagenknecht auf die Schulden der amerikanischen Haushalte ein: diese Schulden, die trotz der Einkommensschwäche den Konsum aufrecht erhalten hat, sorgte für eine weitere Nachfrage weltweit, von der „deutsche Großunternehmen“ (die bekanntlich die einzigen sind, die irgendwas exportieren!). Aber was ist eigentlich mit den Schulden, wie schlimm sieht’s aus? Es ist richtig, dass der Schuldenstand von 1970 bis zum Jahr 2000 von 60% auf 90% gewachsen sind. Aber: das Vermögen der Amis ist im gleichen Zeitraum stärker gewachsen. Allein in den 90er Jahren ist das Nettovermögen aller Bevölkerungsschichten in den USA um 50% gestiegen. Wenn man sich dagegen statt dem Schuldenstand den Schuldendienst ansieht, dann verbessert sich die Situation noch weiter … Ein interessanter Podcast zum Thema Schulden gibts mit Todd Zywicki auf EconTalk.

Die restlichen Punkte ihrer Argumentation (nämlich, warum die Reichen das Geld in Anlageprodukte von ihnen selbst stecken, die dann platzen), erläutert sie nicht weiter. Stattdessen geht es nun darum, wie man das System wieder hinbekommt. Und da kommen dann so kreative Vorschläge wie mehr Lehrer einstellen, Hartz-4 um 100€ zu erhöhen, mehr Geld in Krankenhäuser stecken. Und per Dreisatz rechnet sie vor, wie durch eine Vermögenssteuer neues Geld eingenommen werden könnte und — wieder Dreisatz — wie die Geringverdiener von einem Mindestlohn profitieren würden. Die Idee dahinter ist offensichtlich: niemand bekommt mit, dass wir die Gesetze geändert haben und alle machen genau das gleiche wie vorher, nur diesmal landet alles Geld bei uns. Anreizwirkungen? Leute ändern ihr Verhalten? Lächerliche Theorie!

Dann kommen noch ein paar logische Querschläger: wenn der Neoliberalismus in Deutschland so erfolgreich war, warum sieht man das nicht an den deutschen Arbeitslosenzahlen? Guess what, Frau Wagenknecht!

Und Wohnraum und Wasser sollten sozialisiert werden, mehr Mitbestimmung in Betrieben und weniger Privatisierung, weil das macht Lohndumping. Ja, ne, ist klar. David Brown hat einen Arbeitsplatz- und Lohneffekt in ehemaligen Ostblockstaaten bei Privatisierungen gesucht — gefunden hat er nichts dergleichen.

Ach so, und wer es noch nicht wusste, den US-Autobauern geht es deshalb so schlecht, weil sie den 90er Jahren dem Shareholder-Prinzip gefolgt sind, nicht etwa, weil sie schon in den 80er Jahren ziemlich falsche Entscheidungen getroffen haben.

Wer immer noch nicht glaubt, das bei der Linken nur faktenresistente Scherzbolde herumhüpfen, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.

März 9, 2009 at 8:12 pm 7 Kommentare

DER JAHRHUNDERTFEHLER!?

Der Spiegel hat es durchschaut: ohne die Pleite der Lehman-Brothers gäbe es keine Wirtschaftskrise.

Diese Ansicht darf bezweifelt werden, hier von Stanford-Professor John Taylor im Wall Street Journal. Die Daten zeigen, dass die Lehman-Pleite wesentlich weniger ausgewirkt hat, als beispielsweise das Rettungspaket TARP:

Many have argued that the reason for this bad turn was the government’s decision not to prevent the bankruptcy of Lehman Brothers over the weekend of Sept. 13 and 14. A study of this event suggests that the answer is more complicated and lay elsewhere.

While interest rate spreads increased slightly on Monday, Sept. 15, they stayed in the range observed during the previous year, and remained in that range through the rest of the week. On Friday, Sept. 19, the Treasury announced a rescue package, though not its size or the details. Over the weekend the package was put together, and on Tuesday, Sept. 23, Fed Chairman Ben Bernanke and Treasury Secretary Henry Paulson testified before the Senate Banking Committee. They introduced the Troubled Asset Relief Program (TARP), saying that it would be $700 billion in size. A short draft of legislation was provided, with no mention of oversight and few restrictions on the use of the funds.

The two men were questioned intensely and the reaction was quite negative, judging by the large volume of critical mail received by many members of Congress. It was following this testimony that one really begins to see the crisis deepening and interest rate spreads widening.

Abgesehen davon, was ist nach der Lehman-Insolvenz eigentlich genau passiert? Dieses Wissen findet sich sogar mittlerweile in der Wikipedia:

Am 17. September 2008 gab die britische Universalbank Barclays bekannt, dass sie große Teile des US-Geschäfts von Lehman Brothers, einschließlich der gesamten Infrastruktur mit 9000 Mitarbeitern und den Hauptsitz in New York, aus der Insolvenzmasse heraus übernehmen werde. Japans größtes Brokerhaus, Nomura Holdings, kaufte am 22. September das Asiengeschäft sowie die Investmentbanksparte von Lehman Brothers in Europa und im Nahen Osten.

März 9, 2009 at 2:39 pm 1 Kommentar

Was ist das?

Was ist das wohl?einkommen1Das ist natürlich der Anteil am gesamten Einkommenssteueraufkommen (Quelle) aufgetragen über den Einkommensdezilen. 10% der Bevölkerung bezahlen über 50% der Einkommenssteuer.

Und was ist das?

sozialleistungenDas zeigt den Anteil an den ausgeschütteten Sozialabgaben über den Einkommensgruppen: links die 30% einkommensschwächsten, in der Mitte die 40 mittleren Prozent und rechts die reichsten 30%. Die nehmen über 30% aus dem Topf der Sozialabgaben. (Quelle: leider schon älter. Wer weiß, wie sich das verändert hat?).

Das scheint mir im Zuge der Diskussion Reiche stärker zur Kasse zu bitten um den Armen zu helfen durchaus relevant.

Februar 28, 2009 at 1:47 pm Hinterlasse einen Kommentar

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